Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die

 

Koker-Medaille 2012

 

Herrn Dr. Friedrich Huhn

 

aus Ratingen zu verleihen. Der Verein würdigt damit einen Kollegen, der durch seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten den Stand der Technik beim Kokereibetrieb entscheidend fortgeschrieben und der bei Vertretung der Interessen des deutschen Kokereiwesens in nationalen und internationalen Gremien über viele Jahre erfolgreich mitgewirkt hat.

 

Dr. Huhn wurde am 19. März 1954 in Recklinghausen geboren. Nach Besuch der Volksschule wechselte er auf das Petrinum, ein altsprachliches Gymnasium in Recklinghausen. Hier genoss er eine Erziehung, die er bei gegebenem Anlass auch heute noch durchblicken lässt. Dank der sogenannten Kurzschuljahre konnte er schon im Jahr 1972 nach nur zwölfjähriger Schulzeit erfolgreich seine Abiturprüfungen ablegen.

Weder das berufliche Wirken seines Vaters bei der in Recklinghausen ansässigen Firma Carl Still noch die Existenz verschiedener Kokereien nahe seiner Heimatstadt waren Grund für ihn, über eine spätere berufliche Tätigkeit in der Kokereiwirtschaft nachzudenken. Auch eine Begegnung mit Dr. Stalherm, der damals als junger Wissenschaftler bei der Firma Carl Still aushilfsweise am Gymnasium unterrichtete – später wurde er Geschäftsführer bei Carl Still und im Jahr 2007 mit der Koker-Medaille ausgezeichnet-, bewirkte einen Sinneswandel. Aber letztendlich sollte sein späterer Beruf doch etwas Naturwissenschaftlich-technisches beinhalten. So begann er im Jahr 1972 sein Studium an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster, wo er die Fächer Mathematik und Physik belegte. Recht bald legte er einen Schwerpunkt auf die Physik und schloss das Studium im Jahr 1978 mit einer Diplom-Arbeit auf dem Gebiet der damals sehr modernen Mössbauer-Spektroskopie als Diplom-Physiker ab. Anstelle einer Fortführung dieses Forschungsarbeiten im Rahmen einer Dissertation in Duisburg entschied sich Dr. Huhn für eine Doktorarbeit bei der damaligen Bergbau-Forschung in Essen, nachdem er sich zuvor von den Vorzügen dieser Forschungseinrichtung hat überzeugen lassen. Die Kohlenveredlung erlebte damals eine kleine Renaissance, und unter anderen gab es vielfältigste Bemühungen, die Wärme des Hochtemperaturreaktors zur Kohlevergasung zu nutzen. Im Rahmen des Projektes „Prototyp Nuklear Prozesswärme“ fertigte er unter Leitung von Professor Dr. Harald Jüntgen, dem Leiter der damaligen physikalisch-chemischen Abteilung bei der Bergbau-Forschung, eine Doktorarbeit an mit dem Thema „Katalysatoren für die Wasserdampfvergasung von Kohle und ihr Einfluß auf die Backfähigkeit“.

Nach Fertigstellung der Dissertation im Jahr 1983 nahm Dr. Huhn das Angebot von Dr. Werner Eisenhut an, in seiner Abteilung bei der Bergbau-Forschung – dem sogenannten Kokerei-Technischen-Dienst - die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters anzunehmen. Jetzt holte ihn doch noch die Vergangenheit ein, in dem er sich nun der Branche anschloss, der er bereits während seiner Jugendjahre in Recklinghausen auf unterschiedliche Weise begegnet war.

Die ersten Kokerei-Projekte, mit denen Dr. Huhn betraut wurde, betrafen vorrangig betriebstechnische Untersuchungen, wie z.B. zur Schüttdichteverteilung oder Wärmeleistungsregelung oder beinhalteten Temperaturmessungen mittels einer Wärmebildkamera. Probleme mit festsitzenden Öfen brachten Herrn Dr. Huhn auf die Idee, ein mobiles Messsystem zu entwickeln, mit denen Verformungen und Schäden in der Kammerwand frühzeitig erkannt werden können. Das sogenannte MKB-System kam auf einer Vielzahl von Anlagen und insbesondere auf einer japanischen Kokerei zum Einsatz, wo traditionell auf lange Lebensdauer der Koksöfen gesetzt wird. Als Höhepunkt seines technisch-wissenschaftlichen Wirkens muss zu Recht die Entwicklung einer Einzelkammerdruckregelung gesehen werden, mit der ein Meilenstein bei den Bemühungen zur Verminderung der Batterieemissionen gesetzt wurde. Das sogenannte PROven-System ist mittlerweile weltweit in 34 Koksofenbatterien installiert und hat den Stand der Technik beim Kokerei-Umweltschutz entscheidend fortgeschrieben. Im gesetzlichen Regelwerk zur Luftreinhaltung ist die Einzelkammerdruckregelung inzwischen zum festen Bestandteil geworden. Weitere Arbeiten zur Entwicklung von Techniken zur Emissionsminderung schlossen sich an und konnten sich im Kokereibetrieb bewähren.

Im Hinblick auf seine Entwicklungsarbeiten im Allgemeinen und das PROven-System insbesondere, ist es Dr. Huhn immer ein besonderes Anliegen gewesen, seine Arbeitsgruppe herauszustellen, die die erreichten Erfolge erst ermöglichte, wobei er dem Wirken von Herrn Giertz eine ganz besondere Bedeutung beimaß.

Als Nachfolger von Dr. Orywal übernahm Dr. Huhn Mitte der 1990er Jahre die Leitung der kokereitechnischen Aktivitäten bei der DMT. Im Jahr 2008 wechselte Dr. Huhn zur Uhde GmbH, wo er bis heute die Verfahrenstechnik für den Batteriebetrieb leitet.

 

Die Ergebnisse seiner Forschung und Entwicklung hat Dr. Huhn in einer Vielzahl von Veröffentlichungen und bei Vorträgen sowie Patenten weltweit bekannt gemacht, so dass wissenschaftliche Ehrungen nicht lange auf sich warten ließen. Bereits im Jahr 1990 erhielt Dr. Huhn den Alfred Pott Preis der Alfred und Cläre PottStiftung für sein erfolgreiches Wirken als Nachwuchswissenschaftler. Die Iron & Steel Society of the American Institute of Mining, Metallurgical and Petroleum Engineers AIME zeichnete ihn im Jahr 1996 mit dem Joseph S. Kapitan Award aus, und im Jahr 2007 erhielt Friedrich Huhn den Joseph Becker Award der Association for Iron & Steel Technology (AIST).

Die Jahre seines Wirkens bei der Bergbau-Forschung bzw. späteren DMT waren auch durch die Herausforderung geprägt, die wissenschaftlich-technische Arbeit mit der in der damaligen Zeit obligatorischen Mitwirkung im vielfältigen Ausschusswesen des Bergbaus in Einklang zu bringen. Nachdem er bereits bald nach Eintritt in den Kokerei-Technischen-Dienst die Schriftführung zu den Sitzungen des Kokereiausschusses übernommen hatte, wurde er auch im Jahr 1996 offiziell zu dessen Geschäftsführer für die Bergbauseite ernannt. Über viele Jahre wirkte Dr. Huhn in den Organen der EGKS bzw. des Dachverbandes der Europäischen Kohlenindustrie mit, die für die Initiierung, Bewertung und Vergabe von Forschungsprojekten mitverantwortlich waren.

 

Herr Dr. Huhn ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Die Familie ist nach eigenem Bekunden eine wichtige Säule in seinem Leben, aus der er immer wieder Kraft schöpft für sein berufliches Wirken und darüber hinaus.

 

Mit Herrn Dr. Friedrich Huhn ehrt der VDKF einen liebenswerten Kollegen, der mit seiner zurückhaltenden Art einen festen Platz in unserer Koker-Familie gefunden hat. Als hervorragender Wissenschaftler hat Dr. Huhn die Kokereitechnik entscheidend fortentwickelt.