Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die

 

Koker-Medaille 2013

 

Herrn Dr. Paul Arendt

 

aus Heiligenhaus zu verleihen. Der Verein würdigt damit einen über die Grenzen Deutschlands anerkannten Fachmann für seine Leistungen zur Charakterisierung von Steinkohlen und deren Verkokungspotentials, der es zudem auch in hervorragender Weise verstand, sein Wissen an die Praktiker in den Betrieben weiterzugeben.

Herr Dr. Arendt wurde am 21. November 1948 in Essen-Katernberg geboren, wo er auch bis zum Ende seiner Schulausbildung in Sichtweite zur Kokerei Zollverein lebte, - die ja mittlerweile als Industriedenkmal zum UNESCO-Welterbe gehört. Vielleicht wurde schon in dieser Zeit der Wunsch geweckt, in einem späteren Beruf die Geheimnisse des glühenden Kokses zu ergründen, den er zusammen mit dem Vater bei häufigen Spaziergängen zur Kokerei bestaunen konnte – damals gab es wohl noch nicht die Löschgleishalle, die diesen Blick dann später nicht mehr erlaubte.

Eingeschult wurde Dr. Arendt im Jahr 1955 in der Adolf-Kolping-Schule in Essen-Katernberg. Die Schulausbildung beendete er im Jahr 1967 mit der Reifeprüfung am Humboldt-Gymnasium in Essen.

Nach zweijährigem Wehrdienst in einem Feldartillerie-Bataillon in Schleswig-Holstein begann Dr. Arendt im Jahr 1969 an der Technischen Hochschule Aachen mit dem Chemiestudium, das er 1975 mit der Diplom-Hauptprüfung abschloss. Bereits während des Studiums lernte er Professor Peters kennen, den damaligen Leiter der Bergbau-Forschung, der späteren DMT, der ihn mit seinen Vorlesungen auf die interessante Thematik der Kohlenveredlung aufmerksam machte. Dr. Arendt nahm sein Angebot zur Durchführung einer Diplom-Arbeit bei der Bergbau-Forschung in Essen gern an, zumal es ihn zusammen mit seiner Ehefrau wieder ins Ruhrgebiet zurückzog. Die Diplom-Arbeit fertigte er in den Jahren 1975/76 in der Abteilung für Physikalische Chemie unter Anleitung von Professor Peters mit einem experimentellen Thema zur Schnellpyrolyse von Steinkohlen an. Auch danach blieb Dr. Arendt seinem Betreuer Professor Peters und auch der Thematik der schnellen Kohlenpyrolyse bzw. -vergasung zunächst treu und verfasste ebenfalls bei der Bergbau-Forschung seine Dissertation mit dem Thema „Entgasung und hydrierende Vergasung von Steinkohlen im Druckbereich von 0,1 bis 90 bar bei Aufheizgeschwindigkeiten von 10² bis 10³ K/s“. Allerdings musste er sich hierbei neuen Herausforderungen stellen, da die von ihm untersuchten Reaktionen jetzt unter hydrierenden Bedingungen und dementsprechend auch unter hohen Drücken abliefen. Die Arbeiten erfolgten vor dem Hintergrund des Großprojektes „Prototyp Nukleare Prozesswärme – PNP“, bei dem die Wärme des in Hamm-Uentrop als „Kugelhaufenreaktor“ geplanten Thorium-Hochtemperaturreaktors THTR für industrielle Prozesse genutzt werden sollte - in diesem Fall für die Kohlevergasung oder Kohlenpyrolyse.

Im Jahr 1980 wurde Dr. Arendt an der Technischen Hochschule Aachen zum Dr. rer. nat. promoviert.

Nach der Promotion arbeitete er noch für ein Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Physikalische-Chemie, bevor er im August 1981 in die Abteilung der Kokerei-Versuchsanlagen der Bergbau-Forschung wechselte und sich hier mit dem deutlich langsameren und drucklosen Pyrolyse-Prozess in der Kokereitechnik beschäftigte. Das Kokereitechnikum wurde dann über einen Zeitraum von 25 Jahren zur beruflichen Heimat für ihn. Im Rahmen einer Vielzahl von Forschungsvorhaben und Auftragsuntersuchungen befasste er sich in vielfältigster Weise mit dem Verkokungsverhalten von Kohlen und den Eigenschaften von Koksen. Hierbei wurde der Grundstein gelegt für den vielleicht einmaligen Erfahrungsschatz von Dr. Arendt. Darüber hinaus beschäftigte er sich auch mit kohlentechnologischen Themen. Sein erstes Projekt als junger Wissenschaftler war die Entwicklung einer Methode zur Bestimmung der CO2-Reaktivität an grobstückigem Koks -damals war man noch auf der Suche nach der heute wohlbekannten CSR-/CRI-Koksqualitätscharakterisierung. Weitere Highlights seiner Forschungsarbeiten war die halbtechnische Erprobung der Kokstrockenkühlung mit Wasserdampf aus der Kohlenvorerhitzung im Rahmen des GVR-Projektes – z. T. gemeinsam mit dem vor kurzem verstorbenen Herrn Prof. Hedden - sowie Versuche zur Rohgasspaltung von Koksofengas im Rahmen der Studien für die sogenannte „Zwei-Produkte-Kokerei“.

Ab 1994 war Dr. Arendt hauptverantwortlich für die Arbeiten im Technikum, dessen Leitung er auch im Jahr 1996 offiziell übernahm.

Seine Untersuchungen zum Verkokungsverhalten erfolgten vielfach im Rahmen von Vorhaben der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) und wurden zusammen mit Partnern aus der deutschen und europäischen Stahlindustrie durchgeführt, woraus sich eine lange, sehr kollegiale Zusammenarbeit entwickelte. In viel beachteten Publikationen konnte Dr. Arendt zusammen mit seinen Kollegen aus den Betrieben die Details der Korrelationen zwischen den halbtechnischen Untersuchungen und dem technischen Betrieb bzgl. verschiedener Koksqualitätsparameter aufzeigen.

 

Es ist ein besonderer Verdienst von Dr. Arendt, dass die Zusammenarbeit mit den Kokern und Hochöfnern der deutschen Hütten gerade seit den 1990er Jahren intensiviert wurden, als diese immer mehr auf den Bezug von Importkohlen angewiesen waren. Für die Kollegen aus den deutschen Hütten wurde Herr Dr. Arendt zum kompetenten und verlässlichen Ansprechpartner, der mit dazu beitrug, dass die deutschen Hüttenkokereien mit geeigneten Kohlen versorgt werden konnten und die Hochöfner Koks der erforderlichen Qualität erhielten.

Herr Dr. Arendt ist ein zurückhaltender Mensch, der ruhig, aber auch beharrlich mit Sachargumenten sein Gegenüber zu überzeugen versucht. Bei diesen Wesenszügen mag es überraschen, dass Herr Dr. Arendt in seinen wilden Jahren ein Fan der Rolling-Stones war und auch heute noch ein bisschen ist!

 

Ende 2006 schied Dr. Arendt aus dem aktiven Berufsleben bei der DMT aus. Noch heute werden sein Wissen und seine Empfehlungen von den Kokern und Hochöfnern gern angenommen.

 

Mit Herrn Dr. Paul Arendt ehrt der VDKF einen Kollegen, der als hervorragender Wissenschaftler sein exzellentes Fachwissen und seine langjährigen Erfahrungen an die Betriebe weitergegeben hat. Lange wird es sicher noch heißen: „da müssten wir den Dr. Arendt ansprechen“, wenn es in den Kokereien um ungelöste Fragen zu Rohstoffeigenschaften oder Koksqualitäten geht.