Koker-Medaille 2004

 

Lieber Herr Dr.Hofherr,  sehr geehrte Damen und Herren, liebe Koker,

 

der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Vergabe der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die

 

Koker-Medaille 2004

 

Herrn Dr.-Ing. Klaus Hofherr

 

aus Essen zu verleihen. Wir würdigen damit einen Kollegen, der sich durch sein berufliches Wirken und seine Charaktereigenschaften einen Namen als anerkannter und liebenswerter Fachmann erworben hat. Vor der Verleihung möchte ich einige Stationen im Leben von Klaus Hofherr in Erinnerung rufen.

 

Klaus Hofherr wurde am 14. Oktober 1936 in Remscheid geboren. Nach dem Abitur im Jahre 1957 absolvierte er in der Zeit von April 1957 bis April 1958 das für das Studium des Bergfachs geforderte Praktikum als Bergbaubeflissener in Steinkohlen-, Braunkohlen- und Erzrevieren. Daran schloss sich das Berbau-Studium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen an.

 

Nach der Diplom-Prüfung im März 1963 begann er seine berufliche Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verein für die bergbaulichen Interessen in Essen. In den Jahren 1963 bis 1968 war er bei der Verlag Glückauf GmbH, Essen, beschäftigt. Hier begegnete er auch Herrn Dr. Wolfgang Simonis, der gerade seine Habilitationsschrift über die „Mathematische Beschreibung der Hochtemperaturverkokung“ abgeschlossen hatte. Die Verkokung von Steinkohle mit allen ihren Nuancen und die Art, wie Dr. Simonis diese Aufgabe anging, begeisterten Klaus Hofherr. Folglich nahm er auch das Angebot an, im Jahre 1968 zum Dezernat „Thermische und Chemische Kohlenveredlung“ beim Steinkohlenbergbauverein, Essen, zu wechseln. Dort befasste er sich mit der Optimierung von Kokskohlenmischungen und war an umfangreichen Messungen und Versuchen auf den verschiedensten Kokereien beteiligt. Während dieser Zeit fertigte er auch seine Dissertationsschrift mit dem Thema „Der Zusammenhang zwischen der zeitlichen Änderung der Temperaturfelder bei der Hochtemperaturverkokung von Steinkohle im Laboratorium, im Technikum und im Betrieb“ an. Am 4. Dezember 1970 promovierte er zum Dr.-Ing. an der Technischen Universität Berlin.

 

Im Juli 1971 avancierte Klaus Hofherr zum praktischen Koker. Er wechselte zur Ruhrkohle AG in die Werksdirektion Kokereien der damaligen Bergbau AG Gelsenkirchen. Ihm wurde die Verantwortung für die neu gegründete Abteilung Umweltschutz übertragen. Die Überprüfung der betrieblichen Abläufe und der Erfüllung von Umweltschutzauflagen auf den Kokereien Bismarck, Consolidation, Emil, Hugo und Zollverein waren  wesentliche Bestandteile seiner Tätigkeit.

 

Im Januar 1973 wurde Klaus Hofherr  Obersteiger auf der Kokerei Zollverein, Anfang des Jahres 1974 Betriebsführer und ein halbes Jahr später Kokereileiter. Unter seiner Verantwortung wurde die Kokerei um die Batterien 0 und 9 erweitert. Die Kokerei Zollverein war damals mit einem Kohlendurchsatz von täglich 12.000 t und einer Kokserzeugung von täglich 9.000 t die größte Kokerei Deutschlands.

 

Im Jahre 1977 wechselte Klaus Hofherr als Kokereileiter zur Kokerei Prosper in Bottrop, die damals zur Werksdirektion Kokereien der Bergbau AG Oberhausen gehörte. Seine Aufgabe war es, die teilweise fast 50 Jahre alte Anlage unter Erfüllung verschärfter Umweltschutzauflagen weiter zu betreiben und Planungen für eine Erneuerung von Teilen oder auch der gesamten Ofenanlage zu erarbeiten und voranzutreiben. Damit wurde eine völlige Erneuerung der Koksofenbatterien nach dem neuesten Stand der Technik  in die Wege geleitet.

 

Im Jahre 1980 erhielt Klaus Hofherr von dem damaligen Direktor Dr. Bernhard Bussmann das Angebot, bei der Thyssen AG als Betriebsdirektor die Leitung der Kokerei zu übernehmen. Zu dieser Zeit bestanden Planungen, die Kapazität der Kokerei auf einen Kokskohlendurchsatz von täglich 10.600 t durch den Neubau einer Koksofenbatterie zu erweitern. Dazu gehörte auch der Bau von zwei Kokstrockenkühlanlagen. Klaus Hofherr nahm das Angebot ohne Zögern an. Er war damit ab 1. Juli 1980 verantwortlich für die Sicherstellung der Kokserzeugung beim größten deutschen Stahlerzeuger.

 

Die Struktur der Kokerei August Thyssen war für einen Hochleistungsbetrieb denkbar ungünstig. Es gab sogenannte kleine Batterien mit 3,5 m und 4,5 m Höhe aus den Jahren 1955 bis 1959. Daneben waren in den Jahren 1971 und 1974 zwei Hochleistungsbatterien mit 6 m Höhe, hohen Heizzugtemperaturen von im Mittel über 1350 °C und kurzen Garungsdauern von weniger als 13 h in Betrieb gegangen. Im Jahre 1983 wurde dann eine neue kleine Batterie mit 4,5 m Höhe in Betrieb genommen. Zur Erzeugung eines gleichmäßigen Kokses hoher Qualität wurden alle Batterien dann mit 16 h Garungsdauer betrieben. Die geforderte Kokserzeugung konnte nur unter schwierigen Bedingungen erbracht werden.

 

Dem Alter der Koksofenbatterien und den von der Aufsichtsbehörde geforderten hohen Umweltschutzauflagen musste Tribut gezollt werden. Hohe Instandhaltungsaufwendungen für die Erneuerung von Koksofenwänden und für die Erneuerung der Koksofentüren erhöhten die Betriebskosten. Der bautechnische Zustand der Koksofenbatterien ließ eine sichere Kokserzeugung auf lange Frist nicht erwarten.

 

Seit Ende der 80ziger Jahre wurden daher erste Überlegungen zur Erneuerung der Kokereikapazität am alten Standort der Kokerei angestellt. Im Jahre 1991 wurde ein erster Antrag für einen Kokereineubau gestellt. Durch die Nähe der Kokerei zur Wohnbebauung war dieses Vorhaben jedoch nicht genehmigungsfähig. Im Jahre 1994 wurde dann der Antrag auf Neubau einer Kokerei im Hafen Schwelgern gestellt und 1999 von der Behörde genehmigt. Am 30. März 2000 war der Erste Spatenstich für die neue Kokerei, die Grundsteinlegung fand am 26. Juli 2000 statt. Der erste Feuerfest-Stein wurde an der Batterie 2 am 28. Mai 2001 und an der Batterie 1 am 01.10.2001 gelegt. An der Batterie 2 konnte der erste Koks am 13. März 2003 und an der Batterie 1 am 28. Mai 2003 gedrückt werden. Bereits bis zum 18. September 2003 waren 1 Mio. t Koks erzeugt worden.

 

Die mittlerweile katastrophale Versorgungslage mit Koks am Markt bestätigt, dass der Bau dieser Kokerei eine goldrichtige Entscheidung just in time war. Die Anlage hätte nicht viel später in Betrieb gehen dürfen.

 

Seit dem 1. Januar 2002 ist Klaus Hofherr zwar im Ruhestand. An der Verwirklichung des Projektes Schwelgern, der weltweit modernsten Kokerei mit den größten Koksofenkammern, hat er wesentlichen Anteil.

 

Während seiner beruflichen Tätigkeit hat Herr Hofherr für sein Unternehmen auch Tätigkeiten in der Vertretung der Leitenden Angestellten, in Verbänden und in Beiräten wahrgenommen. In den Jahren 1990 bis 1998 war er Mitglied des Sprecherausschusses, in den letzten vier Jahren bis zu seiner Pensionierung dessen Vorsitzender. Dabei hat er die Interessen der Leitenden Angestellten dem Vorstand des Unternehmens gegenüber, aber auch nach außen hin, hervorragend vertreten. Er hat vor allem bei der Fusion der Unternehmen Thyssen und Krupp auf der Stahlseite zur ThyssenKrupp Stahl AG die Integration der Leitenden Angestellten der doch sehr unterschiedlich geführten großen Stahlunternehmen mit beeinflusst und vollzogen.

 

Beim Steinkohlenbergbauverein und dessen Nachfolgeorganisationen sowie im Deutschen und im Europäischen Kokereiausschuss sowie in deren Fachausschüssen hat sich Klaus Hofherr große Verdienste erworben. Die Mitglieder des Deutschen Kokereiausschusses ernannten ihn im Jahre 2001 zum Ehrenmitglied dieses Gremiums.

 

Dem Verein Deutscher Kokereifachleute (VDKF) gehört er seit dessen Gründung an. Er war in den Jahren 1990 bis 1994 Mitglied des Vorstandes der Stiftung zur Förderung des Kokereiwesens in Technik und Wissenschaft. In den Jahren 1994 bis 2000 führte er dann den Verein als Vorsitzender. Vom Jahre 2000 bis heute ist er Mitglied der Jury zur Verleihung der Koker-Medaille und seit 2001 deren Vorsitzender. Seit dem Jahre 1990 gehört er dem Kuratorium der Stiftung an und hat damit wesentlich bei der Auswahl der Preisträger der Förderpreise mitgewirkt.

 

Herrn Dr. Klaus Hofherr wird die Koker-Medaille in Würdigung seiner großen Verdienste für das Kokereiwesen, die Weiterentwicklung der Kokereianlagen- und –verfahrenstechnik sowie der Kokereiwirtschaft verliehen. Er hat sich darüber hinaus auch bei der Förderung des Nachwuchses verdient gemacht.