Situation der deutschen Kokereien im Jahr 2008

 

Ausschnitte aus dem Jahresschreiben 2008 des Vorsitzenden des Vereins Deutscher Kokereifachleute e. V. Peter Liszio.

 

Die Kokerei Salzgitter fuhr bis zur Krise an der absoluten Kapazitätsgrenze und drückte nach wie vor beeindruckende 16l Öfen mit einer Bedienungsmannschaft pro Tag. Im Rahmen einer Studie wurde über eine Kapazitätserweiterung zwecks Absicherung der Hochofenversorgung nachgedacht. Überlegungen, die auf Grund der aktuellen Krise aber erst einmal geschoben werden.

 

Die Kokerei Prosper realisiert die sukzessive Erneuerung ihrer Infrastruktur. Im Rahmen der umfangreichen Neubaumaßnahmen wurde das neue Maschinenhaus, das neue Kesselhaus und neue Vorkühler in Betrieb genommen. Das Löschgleis konnte im Rahmen einer großartigen, minutiös geplanten Kampagne ohne Produktionsverlust durchsaniert werden. Neben vielen weiteren Maßnahmen wird zudem ein neues Türreinigungssystern implementiert. Parallel muss nach wie vor der Personalstamm gemäß den Vorgaben der RAG umgebaut werden. An dieser Stelle wünsche ich unserem langjährigem Vereinsmitglied Dr. Joachim Strunck alles Gute in seinem Ruhestand.

 

Die Kollegen auf der Kokerei HKM haben die neu errichtete Kohlenaufbereitungsanlage in Betrieb nehmen können. Im Vorfeld konnte die neu errichtete Vorkühlergruppe mit großem Erfolg eingebunden werden. Die Neubauplanung für die neue Batterie ist so gut wie abgeschlossen, so dass die Ausschreibung aller Anlagenkomponenten unmittelbar bevorsteht. Der aktualisierte Zeitplan sieht nunmehr den ersten Koks aus der Batterie für den Herbst 2012 vor.

 

Im Saarland steht mittlerweile eine neu errichtete Batterie auf der Kokerei ZKS, die im nächsten Jahr angeheizt werden wird. Qualitätsprobleme mit chinesischen Gussteilen bedingen eine Verschiebung der Produktionsaufnahme in den Sommer des nächsten Jahres.






 

Auf der Kokerei Schwelgern wurde vor wenigen Tagen eine neue zusätzliche Mühlengruppe zur Feinaufmahlung der Einsatzkohlen in Betrieb genommen. Schwerpunkte der Instandhaltung waren die Löschturme sowie der Austausch des zentralen Kondensatbehälters in der KWA, der infolge von Korrosionsschäden ersetzt werden musste. Darüber hinaus wird nunmehr schon seit Monaten die künftige Betreibermannschaft der von UHDE geplanten Kokerei Hyundai in Korea (4 Mio. t/a) auf der Kokerei Schwelgern ausgebildet, was einen nicht unerheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand darstellt. Die theoretische Ausbildung der Koreaner wird durch unsere Vereinsmitglieder Dr. Peter Diemer und Hermann Toll durchgeführt.

 

Das TKS Projekt CSA (Companhia Siderurgia Atlantico) in Serpetiva, Brasilien, schreitet voran. Wie der Presse zu entnehmen war, wird die Produktion mit einem zeitlichen Versatz aufgenommen werden. Infolge einer Vielzahl von Problemstellungen ist mit einer Roheisenproduktion nicht vor Ende 2009 zu rechnen und auch das Budget ist von 3,0 auf 4,5 Mrd. E aufgestockt worden. Die demnächst von unserem Vereinsmitglied Roland Wendt betriebene chinesische Heat‑Recovery‑Kokerei soll im Frühjahr 2009 den ersten Koks produzieren und bis zum Ende 2009 sukzessive vollendet werden.

 

Aktuell ist noch keine deutsche Kokerei von Produktionsrücknahmen betroffen, aber der Blick ins Jahr 2009 lässt nichts Gutes ahnen. Die Kollegen auf Prosper werden sicherlich wieder erhebliche Koksmengen "auf Halde" produzieren müssen und im Rahmen einer übergreifenden Produktionsoptimierung werden die Produktionszahlen der Kokereien HKM, Schwelgern und Prosper sicherlich noch kritisch hinterfragt werden.

 

Die Engineeringhäuser UHDE und DMT sind momentan noch mit laufenden Aufträgen ausgelastet. Aktuell liegen keine Stornierungen von Großaufträgen vor, jedoch werden erste Projekte zeitlich etwas nach hinten geschoben.